Persönliches Zeugnis eines jungen Vaters

Ich war geschockt, als meine Freundin erzählte, sie sei schwanger. Ich war mitten im Studium und sie machte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Es war ganz klar, die Schwangerschaft musste beendet werden, auch wenn meine Freundin hin und her gerissen war.

Die Diskussionen mit Eltern und im Freundeskreis waren endlos, aber alle rieten zur Abtreibung. “Später könnt ihr ja immer noch Kinder bekommen”, hieß es. Irgendwann stand die Entscheidung fest, in der Nacht vor der Abtreibung fand ich keinen Schlaf, am nächsten Tag sprachen wir während der Autofahrt zum Arzt kein Wort, Totenstille. Wir waren in Eile, die Straßen waren voll, wir kamen zu spät und fanden keinen Parkplatz. Meine Freundin ging schon vor, ich sollte nachkommen.

Vor der Klinik sprach mich eine freundlich lächelnde junge Frau an, sie fing an, mir vom Wachstum eines Kindes im Bauch der Mutter zu erzählen. Sie zeigte Bilder und sagte, wir seien jetzt schon Eltern. Wir diskutierten, sie hatte auf jedes meiner Argumente ein ausgezeichnetes Gegenargument. Maria, das war der Name der jungen Frau, bat mich immer wieder, meine Freundin zurückzuholen, wir könnten es schaffen, ohne Abtreibung, sie fing an zu weinen.

Ich rannte die Treppe hinauf, hinein in die Klinik, schrie die Dame an der Anmeldung an, ich wollte wissen, wo meine Freundin war. Sie war schon im Behandlungszimmer, aber noch nicht lange. Ich rannte hinein, und meine Freundin lag weinend auf dem Bett. Es war noch nicht zu spät. Ich nahm sie in die Arme und sagte ihr, wir müssten sofort gehen, damit unser Kind leben kann. Meine Freundin wollte mir erst nicht glauben, aber dann strahlte sie mich an. Wir verließen beide die Klinik und bedankten uns bei Maria.

Unser Sohn ist jetzt drei Monate alt, ich denke oft an Maria und wie sie vor der Klinik das Leben unseres Kindes gerettet hat, ohne sie hätten wir ihn niemals lächeln gesehen.